Lehrveranstaltungen im Sommersemester 2025
Prof. Dr. Martin Aust
Keine Kurse im Sommersemester 2025
Prof. Dr. Béla Bodó
Hauptseminar: The Impact of the First World War/Die Auswirkungen des Ersten Weltkrieges
Vorlesung: History of modern Hungary/Geschichte des modernen Ungarn
Dieser Kurs untersucht die Geschichte des modernen Ungarn vom Ausbruch des Ersten Weltkriegs bis zur Gegenwart. Er untersucht die wichtigsten politischen Ereignisse und untersucht soziale und kulturelle Entwicklungen in einem breiteren ostmitteleuropäischen und kontinentalen Rahmen. Die Studierenden diskutieren wichtige und kontroverse Themen wie: Ungarns Rolle und Teilnahme im Ersten Weltkrieg; Revolutionen und Konterrevolutionen zwischen 1918 und 1921; der Vertrag von Trianon und seine kurz- und langfristigen Folgen; die Natur des Horthy-Regimes; die ungarische Teilnahme am Zweiten Weltkrieg auf der Seite Nazideutschlands; die ungarische Rolle und Verantwortung für den Völkermord an den ungarischen Juden; die kommunistische Machtübernahme und die Schaffung des stalinistischen Staates nach 1947; der Volksaufstand gegen den stalinistischen Staat und die sowjetische Besatzung im Jahr 1956; Vergeltung nach dem gescheiterten Aufstand; die Natur des Kádár-Regimes und des „Gulyás-Kommunismus”; Modernisierung und soziale und kulturelle Entwicklungen unter dem Staatssozialismus; politischer Dissens und soziale Rebellionen (einschließlich Jugendrebellionen) in Ungarn in den 1970er und 1980er Jahren; die Krise des Staatssozialismus in den 1980er Jahren; der Regimewechsel in den späten 1980er und frühen 1990er Jahren; der Aufstieg der Demokratie im Kontext einer tiefen sozialen und kulturellen Krise; Ungarns Beitritt zur NATO und zur EU; die Selbstzerstörung der politischen Linken im Jahr 2006; der Aufstieg der „illiberalen Demokratie” nach 2010.
Kolloquium zur Osteuropäischen Geschichte
Maria Timofeeva M.A.
Übung: Leben und Leiden im Stalinismus: Eine gesellschaftsgeschichtliche Perspektive auf die Stalinzeit 1929-1939
Die Stalinzeit hatte enorme Auswirkungen auf die Geschichte der Sowjetunion. Die Übung konzentriert sich auf den Höhepunkt der Stalins Herrschaft (1929-1939) und bietet einen Überblick über die Entwicklung der sowjetischen Politik, Gesellschaft, Kultur und Alltag.
Der erste Teil des Programms beschäftigt sich mit dem „Großen Umbruch” in Stalins Innenpolitik. Unter diesem Schlagwort setzte der Diktator Ende der 1920er Jahre eine radikale Wende in der sowjetischen Wirtschaftspolitik durch, die in einer forcierten Kollektivierung der Landwirtschaft und Industrialisierung bestand. In diese Zeit fällt auch die Etablierung des Stalinkultes. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf die Gewalt als Mittel des politischen Handelns gelegt: Schauprozesse, Parteisäuberungen, Aufbau des Systems der Straf- und Arbeitslager und der „Große Terror” sind nur einige Beispiele der Stalin-Ära.
Im zweiten Teil des Kurses versuchen wir, die Stalinzeit mit den Augen der Zeitgenossen zu betrachten und nehmen den gesellschaftlichen Alltag, die Frauen- und die Kulturpolitik in den Blick. Der von Stalin proklamierte Sozialistische Realismus war zwar eine globale Reaktion der Kunstwelt auf den Niedergang der Avantgarde, hatte aber in Architektur, Malerei und Film der Sowjetunion eine spezifische politische Funktion und sollte ins Weltbild des „neuen Menschen” integriert werden.
Abschließend werden wir uns mit der modernen Erinnerungspolitik und den Gründen für die Popularität Stalins im heutigen Russland auseinandersetzen.
Dr. Tatiana Khripachenko
Übung: Literary Images of Ukraine, Russia and Russia's War against Ukraine since 1991
Hera Shokohi M.A.
Übung: Das nackte Leben: Repression, Lager, Zwangsarbeit. Die Geschichte des sowjetischen GULAG in Zentrum und Peripherie
Das 20. Jahrhundert ist die Geburtsstunde der Biopolitik: Staaten mischen sich in Leben und Tod von Bürger:innen ein – sie verbannen, inhaftieren, deportieren, vernichten. Für den Philosophen Giorgio Agamben ist das Lager das zentrale Symbol der Biopolitik im 20. Jahrhundert. In der Übung beschäftigen wir uns mit einem der vielen Lagerphänomene des 20. Jahrhunderts: Wir betrachten die Geschichte des sowjetischen GULAG-System von seinen Anfängen bis hin zu seiner Auflösung. Während die Übung sich zwar auf die Geschichte von Repressionen und Lager beschäftigt, bietet sie zugleich einen Einstieg in die Geschichte der Sowjetunion der 1920er bis 1950er Jahre.
Auf einer Reise vom Zentrum der Sowjetunion bis zu den Peripherien der zentralasiatischen Sowjetrepubliken besprechen wir die Ursprünge des GULAG (politische Legitimation, Anknüpfung an Strafpraxis im Zarenreich), die Struktur staatlicher Überwachung, den Alltag im Lager, das Aufarbeiten des Lagers in persönlichen Memoiren und die Erinnerung an das GULAG-System und an den Stalinismus in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Der regionale Fokus der Übung liegt auf der Ukraine, Russland und Kasachstan. Diese Akzentsetzung ermöglicht ein Verständnis für das Zusammenspiel zwischen Zentrum und Peripherie in der Sowjetunion und verdeutlicht zudem die verschiedenen Erinnerungskonflikte im postsowjetischen Raum.
Durch die zusätzliche Lektüre der persönlichen Memoiren und Erinnerungen von GULAG-Überlebenden werden wir uns auf eine Suche nach Eigendarstellung und Sinnstiftung in einer post-stalinistischen Gesellschaft machen und das Lager und seine Spuren auch auf mikrohistorischer Ebene erforschen. So fragte Warlam Schalamow, der 17 Jahre seines Lebens im Lager inhaftiert war, fragte in seinen Memoiren Über die Kolyma: „Wird irgendjemand diese traurige Geschichte brauchen? Eine Erzählung nicht von einem siegreichen Geist, sondern einem zertretenen [...]. Wer braucht sie als Exempel, wen kann sie erziehen, vor Schlechtem bewahren und wen Gutes lehren?” Im Laufe der Übung wird Schalamows Frage über die (Un-)Möglichkeit der Lehre aus dem Lager uns durchgehend begleiten.
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