Lehre SoSe 2025

Lehrveranstaltungen im Sommersemester 2025

Prof. Dr. Martin Aust

Keine Kurse im Sommersemester 2025


 


Prof. Dr. Béla Bodó

Hauptseminar: The Impact of the First World War/Die Auswirkungen des Ersten Weltkrieges

Dieser Kurs untersucht die kurz- und langfristigen Folgen des Ersten Weltkriegs in einem europäischen und globalen Kontext. Wir werden Bücher und Artikel lesen und so wichtige Themen diskutieren wie: den Zusammenbruch des russischen, österreichisch-ungarischen, osmanischen und deutschen Reiches; die Russische Revolution; Friedensstiftung in Paris; Bürgerkriege und ethnische Konflikte nach dem Ersten Weltkrieg; die Kultur der Niederlage – Revanchismus, Antisemitismus und der Aufstieg der radikalen und faschistischen Rechten; die spanische Grippe; soziale und psychologische Probleme im Zusammenhang mit der Demobilisierung von Soldaten; Militärmedizin; das Schicksal verwundeter Kriegsveteranen und Soldaten nach dem Ersten Weltkrieg; Frauenwahlrecht und das Leben der Frauen während und nach dem Ersten Weltkrieg; Inflation, Reparation und der Zustand der Weltwirtschaft zwischen 1919 und 1945; Militärtechnik und moderne Kriegsführung nach 1914; das Schicksal von Imperien und der Beginn der Entkolonialisierung; Klassische Moderne, Avantgarde-Kunst und Politik; Periodisierung; Erinnerung und Gedenken in Filmen, Literaturen und Denkmälern.

Vorlesung: History of modern Hungary/Geschichte des modernen Ungarn

Dieser Kurs untersucht die Geschichte des modernen Ungarn vom Ausbruch des Ersten Weltkriegs bis zur Gegenwart. Er untersucht die wichtigsten politischen Ereignisse und untersucht soziale und kulturelle Entwicklungen in einem breiteren ostmitteleuropäischen und kontinentalen Rahmen. Die Studierenden diskutieren wichtige und kontroverse Themen wie: Ungarns Rolle und Teilnahme im Ersten Weltkrieg; Revolutionen und Konterrevolutionen zwischen 1918 und 1921; der Vertrag von Trianon und seine kurz- und langfristigen Folgen; die Natur des Horthy-Regimes; die ungarische Teilnahme am Zweiten Weltkrieg auf der Seite Nazideutschlands; die ungarische Rolle und Verantwortung für den Völkermord an den ungarischen Juden; die kommunistische Machtübernahme und die Schaffung des stalinistischen Staates nach 1947; der Volksaufstand gegen den stalinistischen Staat und die sowjetische Besatzung im Jahr 1956; Vergeltung nach dem gescheiterten Aufstand; die Natur des Kádár-Regimes und des „Gulyás-Kommunismus”; Modernisierung und soziale und kulturelle Entwicklungen unter dem Staatssozialismus; politischer Dissens und soziale Rebellionen (einschließlich Jugendrebellionen) in Ungarn in den 1970er und 1980er Jahren; die Krise des Staatssozialismus in den 1980er Jahren; der Regimewechsel in den späten 1980er und frühen 1990er Jahren; der Aufstieg der Demokratie im Kontext einer tiefen sozialen und kulturellen Krise; Ungarns Beitritt zur NATO und zur EU; die Selbstzerstörung der politischen Linken im Jahr 2006; der Aufstieg der „illiberalen Demokratie” nach 2010.

Kolloquium zur Osteuropäischen Geschichte

Dieses Kolloquium gibt Studierenden, die sich auf die osteuropäische Geschichte spezialisiert haben und planen, ihre BA- oder MA-Arbeit zu einem osteuropäischen Thema zu schreiben, die Möglichkeit, ihr Thema vorzustellen und ihre Forschung mit Kommilitonen zu diskutieren. Darüber hinaus hören sie die Vorlesungen von Gastprofessoren oder Doktoranden anderer Universitäten, die ihre Doktorarbeit geschrieben haben. Die Schüler sollen am Unterricht teilnehmen und sich aktiv an den Diskussionen beteiligen.

Maria Timofeeva M.A.

Übung: Leben und Leiden im Stalinismus: Eine gesellschaftsgeschichtliche Perspektive auf die Stalinzeit 1929-1939

Die Stalinzeit hatte enorme Auswirkungen auf die Geschichte der Sowjetunion. Die Übung konzentriert sich auf den Höhepunkt der Stalins Herrschaft (1929-1939) und bietet einen Überblick über die Entwicklung der sowjetischen Politik, Gesellschaft, Kultur und Alltag.

Der erste Teil des Programms beschäftigt sich mit dem „Großen Umbruch” in Stalins Innenpolitik. Unter diesem Schlagwort setzte der Diktator Ende der 1920er Jahre eine radikale Wende in der sowjetischen Wirtschaftspolitik durch, die in einer forcierten Kollektivierung der Landwirtschaft und Industrialisierung bestand. In diese Zeit fällt auch die Etablierung des Stalinkultes. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf die Gewalt als Mittel des politischen Handelns gelegt: Schauprozesse, Parteisäuberungen, Aufbau des Systems der Straf- und Arbeitslager und der „Große Terror” sind nur einige Beispiele der Stalin-Ära.

Im zweiten Teil des Kurses versuchen wir, die Stalinzeit mit den Augen der Zeitgenossen zu betrachten und nehmen den gesellschaftlichen Alltag, die Frauen- und die Kulturpolitik in den Blick. Der von Stalin proklamierte Sozialistische Realismus war zwar eine globale Reaktion der Kunstwelt auf den Niedergang der Avantgarde, hatte aber in Architektur, Malerei und Film der Sowjetunion eine spezifische politische Funktion und sollte ins Weltbild des „neuen Menschen” integriert werden.

Abschließend werden wir uns mit der modernen Erinnerungspolitik und den Gründen für die Popularität Stalins im heutigen Russland auseinandersetzen.


Dr. Tatiana Khripachenko

Übung: Literary Images of Ukraine, Russia and Russia's War against Ukraine since 1991

Against the background of Russia’s genocidal war in Ukraine, literature has become an important language for conveying wartime experiences, expressing grievances, and documenting war crimes. Presently, all Ukrainian intellectuals are consolidating their efforts to resist the attempts of the Russian authorities to ”erase” Ukrainian culture, history, and Ukrainian identity in general. On the other hand, the Russian authorities have weaponised the Russian literature and culture to bolster imperialism and Russification in the occupied territories. Some Russian dissident writers, by contrast, endeavor to comprehend these tragic developments and recognise responsibility of the Russian society for the criminal war in Ukraine. This course offers a study of Ukrainian and Russian literary works, that describe the Russian-Ukrainian war and broader historical developments in both countries since 1991. In addition to reading original literary texts or excerpts (in German or English translation), it will introduce some basic methodological elements of literary studies, intellectual history, history of emotions, analysis of collective representations and perceptions of the ”other.”...

Hera Shokohi M.A.

Übung: Das nackte Leben: Repression, Lager, Zwangsarbeit. Die Geschichte des sowjetischen GULAG in Zentrum und Peripherie

Das 20. Jahrhundert ist die Geburtsstunde der Biopolitik: Staaten mischen sich in Leben und Tod von Bürger:innen ein – sie verbannen, inhaftieren, deportieren, vernichten. Für den Philosophen Giorgio Agamben ist das Lager das zentrale Symbol der Biopolitik im 20. Jahrhundert. In der Übung beschäftigen wir uns mit einem der vielen Lagerphänomene des 20. Jahrhunderts: Wir betrachten die Geschichte des sowjetischen GULAG-System von seinen Anfängen bis hin zu seiner Auflösung. Während die Übung sich zwar auf die Geschichte von Repressionen und Lager beschäftigt, bietet sie zugleich einen Einstieg in die Geschichte der Sowjetunion der 1920er bis 1950er Jahre.

Auf einer Reise vom Zentrum der Sowjetunion bis zu den Peripherien der zentralasiatischen Sowjetrepubliken besprechen wir die Ursprünge des GULAG (politische Legitimation, Anknüpfung an Strafpraxis im Zarenreich), die Struktur staatlicher Überwachung, den Alltag im Lager, das Aufarbeiten des Lagers in persönlichen Memoiren und die Erinnerung an das GULAG-System und an den Stalinismus in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Der regionale Fokus der Übung liegt auf der Ukraine, Russland und Kasachstan. Diese Akzentsetzung ermöglicht ein Verständnis für das Zusammenspiel zwischen Zentrum und Peripherie in der Sowjetunion und verdeutlicht zudem die verschiedenen Erinnerungskonflikte im postsowjetischen Raum.

Durch die zusätzliche Lektüre der persönlichen Memoiren und Erinnerungen von GULAG-Überlebenden werden wir uns auf eine Suche nach Eigendarstellung und Sinnstiftung in einer post-stalinistischen Gesellschaft machen und das Lager und seine Spuren auch auf mikrohistorischer Ebene erforschen. So fragte Warlam Schalamow, der 17 Jahre seines Lebens im Lager inhaftiert war, fragte in seinen Memoiren Über die Kolyma: „Wird irgendjemand diese traurige Geschichte brauchen? Eine Erzählung nicht von einem siegreichen Geist, sondern einem zertretenen [...]. Wer braucht sie als Exempel, wen kann sie erziehen, vor Schlechtem bewahren und wen Gutes lehren?” Im Laufe der Übung wird Schalamows Frage über die (Un-)Möglichkeit der Lehre aus dem Lager uns durchgehend begleiten.


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