Laufend

Das Projekt behandelt den französischen Mexikofeldzug und die damit verbundenen Bemühungen Frankreichs, in Mexiko eine Kaiserreich zu etablieren. Gefragt wird in transnationaler Perspektive, welche Implikationen die französische Intervention in Mexiko für die Entwicklung der Staatsform der Monarchie besaß. Die Bedeutung der Monarchie im 19. Jahrhundert hat in den letzten Jahren in der globalhistorischen Forschung verstärkt die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Eine eher traditionelle Sicht repräsentiert hier Jürgen Osterhammel, der in der „Verwandlung der Welt“ eine „weltweite Tendenz zum monarchischen Niedergang“ konstatiert. Er beruft sich dabei darauf, dass die monarchische Staatsform seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert durch den Trend zur Liberalisierung und Demokratisierung immer mehr unter Druck geriet.

Allerdings haben in letzter Zeit Historiker vermehrt auf die ungeheure Beharrungskraft der monarchischen Staatsform bis in das 21. Jahrhundert hinein hingewiesen. Vor diesem Hintergrund die Bedeutung des französischen Mexikofeldzugs und der damit verbundenen Ambitionen neu auszuloten: Denn deren Scheiteren wirkte sich in Frankreich ebenso wie in Europa allgemein nur geringfügig auf das Ansehen der monarchischen Staatsform aus. Denn auch wenn der Rückzug aus Mexiko letztlich den Niedergang des zweiten französischen Kaiserreichs einleitete, deutete ihn  allein eine kleine als siegreiche Selbstbehauptung der Republik. Ansonsten sahen sich viele Zeitgenossen eher in ihrer Überzeugung bestätigt, dass republikanischen Verfassungen ein hohes Gefahrenpotenzial innewohne. In weiten Kreisen empfand man Abscheu vor der Hinrichtung des mexikanischen Kaisers Maximilians und erblickte in dem Ende seines Imperio vor allem einen schimpflichen Triumph von Anarchie und Barbarei. Der mexikanische Präsident Benito Juarez war Indio, und so verliehen rassistische Vorstellungen, wie sie in dieser Zeit in Europa an Virulenz gewannen, dieser Deutung zusätzliche Kraft. Sogar einer der erbittertsten Gegner Napoleons III., der überzeugte Republikaner Victor Hugo, warnte Juarez in einem Brief eindringlich davor, Maximilian das Leben zu nehmen: Denn seine Hinrichtung würde die moralische Niederlage der Republik bedeuten.

Hausbesetzungen sind eine riskante Form des Wohnens. Die Bereitschaft von Hausbesetzern, mit dem Risiko zu leben, in rechtliche Schwierigkeiten zu geraten, könnte als Beleg für die abnehmende Bedeutung des Wertes der Sicherheit interpretiert werden. Die Untersuchung der Hausbesetzerbewegungen in Hamburg und London in den 1970er und frühen 1980er Jahren zeigt jedoch, dass in Sicherheit als Wert für sie durchaus eine wichtige Rolle spielte, wenngleich diese sehr auf sehr unterschiedliche Weise wahrgenommen und verstanden wurde. Das Projekt untersucht die verschiedenen Sicherheitsentwürfe, die nicht in den Hausbesetzerbewegungen selbst, sondern auch in Reaktion auf diese verhandelt und umzusetzen versucht wurden.

Der im 19. Jahrhundert zunehmend virulenter werdende Nationalismus verstand die Nation als einen übergeordneten Letzwert, für den ihre Angehörigen gegebenenfalls auch in den Tod ziehen sollten. Juden setzte dies unter Bekenntnisdruck, denn Emanzipationsgegner argumentierten immer wieder, dass ihrer Loyalität im Kriegsfall kein Vertrauen zu schenken sei. Die Mehrheit der europäischen Juden reagierten angesichts dieser Zweifel mit einem eindeutigen patriotischen Bekenntnis zu ihrer jeweiligen Heimatnation. Gleichzeitig jedoch erkannten viele von ihnen aufgrund ihrer Außenseiterposition die Janusköpfigkeit des Nationalismus klarer als andere Zeitgenossen. Das Projekt untersucht, wie sich dies auf ihre Sichtweisen von Krieg und Frieden auswirkte.

Abgeschlossen

Die sozialen Reformen des ausgehenden 19. Jahrhunderts wurden von der Angst vor revolutionärem Aufruhr befeuert – so lautet eine beliebte, aber kaum belegte These. Wachsende soziale Spannungen, vor allem die beiden großen Hafenstreiks in London 1889 und Hamburg 1896/97 bedrohten die urbane Sicherheitskultur dramatisch. Christine Krüger zeigt: Durch Revolutionsängste wurden meist Forderungen nach repressiven Maßnahmen laut, die auf sozialen Ausschluss zielten und weniger auf inkludierende Sozialreformen.
Obwohl Sicherheit für viele Epochen ein zentrales politisches Anliegen darstellt, sind ihre verschiedenen konzeptionellen Entwürfe in den urbanen Zentren des 19. Jahrhunderts bislang kaum im Detail untersucht worden. In ihrer spannenden Studie vergleicht Christine Krüger erstmals die verschiedenen urbanen Sicherheitsentwürfe, hinterfragt die oft drastischen Reaktionen und korrigiert scheinbare Eindeutigkeiten in alten Grundannahmen.

Das Projekt war Teil des SFB/TRR 138 "Dynamiken der Sicherheit. Formen der Versicherheitlichung in historischer Perspektive" der Philipps-Universität Marburg und der Justus-Liebig-Universität Gießen sowie des Herder-Instituts für historische Ostmitteleuropaforschung. Publikation: „Die Scylla und Charybdis der socialen Frage“. Urbane Sicherheitsentwürfe in Hamburg und London, ca. 1880-1900, Bonn 2022.

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