Forschung

 Aktuelles Forschungsvorhaben

Dissertationsprojekt: Die UNESCO-Politik der Bundesrepublik Deutschland in den 1970er und 1980er Jahren
(Betreuer: Prof. Dr. Friedrich Kießling), gefördert von der Gerda Henkel Stiftung in 2022 und 2023.

Kurzbeschreibung:
Das Projekt untersucht die bundesdeutsche UNESCO-Politik aus historischer Perspektive
schwerpunktmäßig anhand der UNESCO-Krise, welche durch die Aufkündigung der Mitgliedschaft
der USA 1983, gefolgt von Großbritannien und Singapur weithin sichtbar wurde.

Die UNESCO ist die einzige Sonderorganisation der Vereinten Nationen, die mit nationalen
Kommissionen und Ständigen Vertretungen über starke nationale Elemente in ihrer Struktur
verfügt. Dadurch bietet sie neben internationaler Kooperation auch Möglichkeiten für nationale
Schwerpunktsetzungen und deren interne Diskussion. Für die Bundesrepublik besaß sie insofern
besondere Bedeutung, dass der westdeutsche Staat bereits früh über einen Aktionsrahmen in der
UNESCO verfügte. Der bundesdeutsche Beitritt erfolgte 1951 und war lange eine der wenigen
Möglichkeiten zu einer multilateralen Partnerschaft sowie ein wichtiger Schritt aus der
außenpolitischen Isolation nach dem Zweiten Weltkrieg. Die UNESCO stellte damit zu Beginn der
1970er Jahre einen bereits länger etablierten multilateralen Handlungsrahmen für die Bonner
Außenpolitik dar.

Durch die Austritte von Partnerländern, wie USA und Großbritannien, sah sich die Bundesrepublik
mit einer neuen Situation konfrontiert und neuen Erwartungen ausgesetzt. Mit Überraschung
stellten bundesdeutsche Akteure ihre veränderte, gewachsene Rolle im internationalen Kontext
der UNESCO fest. Daher geht es in dem Vorhaben um die Bestimmung der Position einzelner
involvierter Akteure wie des Auswärtigen Amtes, des Bundeskanzleramts, der Kultusministerien
der Länder, der Deutschen UNESCO-Kommission sowie der Parteien, deren Aushandlungsprozesse
einer Haltung nach außen beziehungsweise der Verortung zwischen den europäischen und
transatlantischen Partnern und um die Definition der eigenen Rolle.

Neben einem Fokus auf die verschiedenen Akteure wird methodisch der in der Politikwissenschaft
entwickelte Ansatz internationaler Rollenkonzepte herangezogen. Der Zeitraum der 1970er und
1980er Jahre befindet sich zwischen der vorwiegend für die ersten beiden Jahrzehnte der
Bundesrepublik in der Geschichtswissenschaft beschriebenen „Haltung der
Zurückhaltung“ (Johannes Paulmann) sowie Vorstellungen einer bundesdeutschen
„Zivilmacht“ (Hanns W. Maull), wie sie bislang vor allem für die Zeit nach 1989 in der
Politikwissenschaft herausgearbeitet worden sind.
Wird geladen