Forschung

Forschungsprojekte

Projektverantwortliche: Prof. Dr. Friedrich Kießling / Prof. Dr. Christoph Safferling, Universität Erlangen-Nürnberg

Die Herausforderungen für Rechtsstaat und Demokratie in Deutschland nehmen zu. Der Blick zurück auf die Gründung der Bundesrepublik und die Krisen der vergangenen 75 Jahre zeigt: Unsere Demokratie ist stabiler, als viele Schwarzseher wahrhaben möchten. Der gesellschaftliche Zusammenhalt während der stürmischen Krisen der zurückliegenden Jahre – Finanzkrise, Flüchtlingskrise, Pandemie, Ukrainekrieg – hat sich als resilient erwiesen. Und im europäischen Vergleich auffällig: Die radikalen Parteien können in Deutschland noch von der Macht ferngehalten werden. Aber die Anfechtungen sind groß und nur durch entschiedenes politisches Handeln, durch eine Reform des Rechtsstaats, kann Deutschland bleiben, was es ist: Eine freiheitliche Demokratie.

Das Buch zu diesem Projekt "Der Streitfall: Wie die Demokratie nach Deutschland kam und wie wir sie neu beleben müssen" ist am 14. März 2024 im dtv Verlag erschienen. (Publikation beim Verlag)

Projektverantwortliche: Prof. Dr. Friedrich Kießling / Prof. Dr. Christoph Safferling, Universität Erlangen-Nürnberg (wiss. Mitarbeiterin u.a.: Yvonne Blomann)

Als Erste in der Bundesjustiz hat die Bundesanwaltschaft eine Forschungsstudie zu ihrer Vergangenheit in den Anfangsjahrzehnten der Bundesrepublik in Auftrag gegeben. Durchgeführt wurde die interdisziplinäre Studie von dem Historiker Professor Dr. Friedrich Kießling vom Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte der Universität Bonn und den Rechtswissenschaftlern um Professor Dr. Christoph Safferling vom Lehrstuhl für Strafrecht, Strafprozessrecht, Internationales Strafrecht und Völkerrecht der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Gemeinsam haben die Wissenschaftler die Anfänge der Bundesanwaltschaft nach dem Zweiten Weltkrieg bis zum Ende der Amtszeit von Generalbundesanwalt Ludwig Martin im Jahr 1974 erforscht. Unter anderem wurde untersucht, wie die Bundesanwaltschaft mit den aus dem Dritten Reich resultierenden persönlichen und politischen Belastungen umgegangen ist. Es wurde gezeigt, welche und wie viele nationalsozialistisch belastete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Anfangszeit der Behörde an welchen Stellen tätig waren und welchen Einfluss dies auf die Arbeit der Bundesanwaltschaft hatte. Dazu gewährte die Bundesanwaltschaft den Forschern neben den Sachakten umfassenden Einblick in die Personalakten der bei der Behörde bis Mitte der 1970er Jahre beschäftigten Mitarbeiter, darunter auch die von Wolfgang Fränkel, der 1962 nur drei Monate nach seiner Ernennung zum Generalbundesanwalt wegen seiner Tätigkeit bei der Oberreichsanwaltschaft und seiner damit verbundenen Beteiligung an Todesurteilen in den einstweiligen Ruhestand versetzt wurde. Zum ersten Mal wissenschaftlich untersucht wurde darüber hinaus die Rolle der Bundesanwaltschaft in wichtigen Staatsschutzverfahren, von den frühen Verfahren gegen Kommunisten sowie den bundesdeutschen Rechtsradikalismus über die Spiegel-Affäre bis zu den ersten Verfahren gegen die RAF. Die Ergebnisse wurden Ende 2021 im dtv Verlag unter dem Titel "Staatsschutz im Kalten Krieg" in Buchform veröffentlicht. (Publikation beim Verlag2)

Projektverantwortliche: Prof. Dr. Kießling in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Brummer

Das Projekt nimmt seinen Ausgangspunkt von der gleichermaßen für Politik- wie Geschichtswissenschaft wichtigen Überlegung, dass die Außenbeziehungen eines Landes nicht nur von materiellen Größen bestimmt werden, von Bevölkerungszahl, Wirtschaftskraft, vielleicht auch Geografie, und auch nicht nur von klassischen Macht- und Interessenkalkulationen, seien sie außen- oder innenpolitisch bestimmt, sondern dass ein weiterer Faktor wichtig ist, nämlich gesellschaftlich gebildete Sinnkonstruktionen. Auf diese Weise wird die Frage der Vorstellungen davon, welche Position das eigene Land im internationalen System hat oder auch haben soll, von Bedeutung. Eine im Frühjahr 2018 an der Universität Eichstätt-Ingolstadt stattfindende Tagung nahm solche Überlegungen aus Politik- und Geschichtswissenschaft auf und fragte, welche Rollen historisch in der Bundesrepublik zu fassen sind, wie sie sich verändert – und damit möglicherweise „normalisiert“ – haben und welche Bedeutung ihnen für die heutige Sicht auf die bundesdeutsche Position in den internationalen Beziehungen zukommt. Darüber hinaus ging es in dem Projekt darum, entsprechende geschichts- wie politikwissenschaftliche Überlegungen stärker als bisher ins Gespräch zu bringen. (Publikation beim Verlag)

Projektverantwortlicher: Prof. Dr. Kießling (wiss. Mitarbeiter u.a.: Christoph Teubner)

Ziel der Arbeit der unabhängigen Historikerkommission war die Erforschung der Geschichte des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft im Kontext der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Dabei wurden insbesondere folgende Aspekte berücksichtigt: Die Wiederbegründung des Ministeriums im Jahr 1949; die Geschichte seiner Vorgängerinstitutionen; die Frage nach der personellen und sachlichen Kontinuität bzw. Diskontinuität; die Haltung zu seinen Vorgängerinstitutionen; die Rolle der Verbände; die zeitlich parallelen Entwicklungen in der Deutschen Demokratischen Republik. Der Schwerpunkt der Arbeit, die Prof. Kießling als Mitglied der Historikerkommission des Landwirtschaftsministeriums von 2016 bis 2020 am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt durchgeführt hat, lag bei der Erforschung der Wiederbegründung des Ministeriums 1949 sowie der Entwicklung in der frühen Bundesrepublik bis Anfang der 1970er Jahre. Im Mittelpunkt standen Fragen der staatlichen Personalpolitik in der Nachkriegszeit ebenso wie ideengeschichtliche Kontinuitäten, Fragen sachlicher wie struktureller Kontinuität und Diskontinuität in obersten Bundesbehörden nach 1945 sowie die beginnende Europäisierung der Landwirtschaftspolitik in der frühen Bundesrepublik. (Publikation beim Verlag)

Tagungen seit 2015

Im Mai 2024 jährt sich die Gründung der Bundesrepublik zum 75. Mal. Dass es gelungen ist, nach dem Zivilisationsbruch der nationalsozialistischen Diktatur eine stabile Demokratie zu errichten, die seit einem Dreivierteljahrhundert Bestand hat, lässt sich als Anlass zum Feiern betrachten. Doch düstere Gegenwartsanalysen ebenso wie entsprechend pessimistische Zukunftsprognosen trüben die Feierstimmung: Der hohe Grad gesellschaftlicher Polarisierung, die wachsende Anziehungskraft rechtsextremer Positionen, die verbreitete Distanz dem europäischen Einigungsprozess gegenüber, die Angst vor der Globalisierung sowie schließlich Uneinigkeit und offenbare Hilflosigkeit angesichts der Klimakrise mahnen eine kritische historische Rückschau an.

Im Zentrum der Tagung am 9. und 10. April 2024 im Festsaal der Universität Bonn standen die rund vier Jahrzehnte der Bonner Republik. Fünf Zugänge wurden gewählt, die besonders gut dazu geeignet erschienen, zu neuen historischen Einordnungen dieser Zeit zu gelangen. Dabei wurde gezielt immer wieder eine Perspektive eingenommen, die sich von den Problemen und Herausforderungen der Gegenwart leiten ließ. In einem ersten Zugang standen die Demokratiekonzepte sowie die demokratische Praxis der Adenauerjahre im Zentrum. Zweitens wurden die historischen Selbstverortungen der Zeitgenossen in Geschichtspolitik und Erinnerungskultur analysiert. Drittens wurde die Bundesrepublik im trans- und internationalen Kontext in den Blick genommen, bevor viertens mit der Perspektive der Umwelt- und Energiegeschichte eine Frage aufgeworfen wurde, die bereits die bundesdeutsche Gesellschaft selbst, spätestens seit den frühen 1970er Jahren, stark beschäftigte. Schließlich wurden in einem fünften Zugang mithilfe von drei Vergleichen mit westeuropäischen Gesellschaften bzw. der DDR die Konturen über den rein westdeutschen Blick hinaus geschärft. Die Tagungspanels richteten sich nach jeweils einer dieser Perspektiven aus, ließen aber auch das Zusammenspiel mit den anderen Perspektiven zu und profitierten von diesen. Eine Podiumsdiskussion am 9. April im Plenarsaal des Bundesrates Bonn rundete das Programm ab (Programmflyer).

Die Tagung wurde gefördert durch die Friedrich-Ebert-Stiftung e.V., das Haus der Geschichte Bonn sowie durch das "Zentrum für die Historischen Grundlagen der Gegenwart" (ZHGG) der Universität Bonn.

Außenbeziehungen und Erinnerung, Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, 16./17. Mai 2019.

"Interessen oder Ideale? Deutsche Außen- und Europapolitik seit Adenauer". Wissenschaftliches Symposium zum Gedenken an Hans-Peter Schwarz. Veranstaltet von der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus. Bonner Akademie für Forschung und Lehre praktischer Politik (BAPP), Bonn, 2018. Tagungsprogramm

"Die geteilte Nation. Deutsch-deutsche Geschichte 1945-1990", Workshop in Zusammenarbeit mit der London School of Economics, der Gerda Henkel Stiftung und dem Deutschen Historischen Institut London, vom 1.-2. Juni 2017. Tagungsbericht, Tagungsprogramm

"Kirche und Biographien nach 1945". Historisches Symposium des Fördervereins Neuere Geschichte an der Universität Bonn e.V., am 15. Oktober 2016, unter Leitung von Gabriel Rolfes (Bonn) und Simon Oelgemöller, M.A. (Mainz/Bonn) in Bonn. Tagungsprogramm, Konferenzbericht

"Alte Köpfe – neue Ordnung? Personen, Institutionen und politische Kulturen im Nachkriegsdeutschland“ – 28. Rhöndorfer Gespräch der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus am 10. und 11. März 2016, unter der Leitung von Prof. Dr. Stefan Creuzberger (Universität Rostock) und Prof. Dr. Dominik Geppert. Tagungsprogramm

"Geschichte der Söldner in der Neuzeit". Tagung des Fördervereins Neuere Geschichte an der Universität Bonn e.V., am 30. Oktober 2015, unter der Leitung von Jonas Klein (Bonn). Tagungsbericht

"Neubeginn und Tradition. Monarchiches Erbe in Politik und Staat der DDR und der Bundesrepublik Deutschland". Konferenz, veranstaltet vom RECS der Stiftung Preussische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg und dem Lehrstuhl Geppert, Abteilung Neue Geschichte der Universität Bonn, am 25./26. September 2015 in Berlin. Tagungsprogramm

"Epochenjahr 1815 - Das Rheinland auf dem Weg nach Preußen." Tagung, veranstaltet vom Landschaftsverband Rheinland und dem Institut für Geschichtswissenschaft der Universität Bonn, am 21./22. September 2015 in Bonn. Tagungsprogramm

"Liberale und linksliberale Interventionisten vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart". Workshop des Fördervereins Neuere Geschichte an der Universität Bonn e.V., am 6./7. Februar 2015 in Bonn. Tagungsprogramm

„Europa im Ersten Kriegswinter“ zusammen mit der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland und der Volkshochschule der Stadt Bonn, sowie dem Stadtarchiv und der Stadthistorischen Bibliothek der Stadt Bonn am 28./29. Januar 2015 in Bonn. Tagungsprogramm

Dissertationsprojekte

  • "Partizipation in der Verbraucherpolitik des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft sowie des Reichslandwirtschaftsministeriums im Vergleich" (Dominik Antruejo)
  • "Out-of-area-Einsätze der Bundeswehr und ihre Vorgeschichte ab den 1980er Jahren" (Frederice Charlotte Stasik)
  • "Das österreichische Augusterlebnis" (Johannes Pötz)
  • "lndividualisierungsprozess demokratisch-kapitalistischer Gesellschaften: Werteverlust oder Emanzipationserfolg" (Seonae Son)
  • "Die UNESCO-Politik der Bundesrepublik Deutschland in den 1970er und 1980er Jahren" (Julia Gehrke), gefördert von der Gerda Henkel Stiftung
  • "Die westdeutsche Konstruktion der "Arabischen Welt". Wahrnehmungskonstruktionen in Öffentlichkeit und Außenpolitik" (Christoph Teubner)
  • "Hans-Jürgen Wischnewski (1922-2005). Eine politische Biographie" (Benedikt Pocha), gefördert von der Friedrich-Ebert-Stiftung
  • "Gliederung und Einsatz der deutschen Heeres-Luftstreitkräfte 1913-1917" (Siegfried Sälzer)
  • "Sozialdemokratie und Monarchie im deutschen Kaiserreich" (Ines Neffgen), Cotutelle mit St. Andrews University, gefördert durch die Friedrich-Ebert-Stiftung
  • "George Saunders (1859-1922). Medienmacht und Außenpolitik im Zeichen des Empire" (Martin Warnecke)
  • "Die Alliierte Kommandantur Berlin 1945-1955" (Alexander Olenik), gefördert von der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit
  • "Diplomatie durch Sprache? Deutsch-französische Begegnungen im 20. Jahrhundert" (Yvonne Blomann)
  • "Hans Delbrück und die Preußischen Jahrbücher (1883-1919)" (Jonas Klein)
  • "'Weltmacht China'? Die Volksrepublik China in westdeutschen Weltordnungsdiskursen der 1960er und 1970er Jahre" (Andreas Plöger)
  • Che-Wei Chang: Oskar Trautmann, ein deutscher Diplomat in Ostasien. Individuum, Nation und Diplomatie aus der Perspektive der Globalgeschichte 1877-1950. Druckerei der Universität, Bonn 2021
  • Beule, Peter: Auf dem Weg zur neoliberalen Wende? Die Marktdiskurse der deutschen
    Christdemokratie und der britischen Konservativen in den 1970er-Jahren, Droste, Düsseldorf 2019.
  • Philip Rosin: Die Schweiz im KSZE-Prozeß 1972-1983. Einfluß durch Neutralität (= Bd. 99, Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte, hrsg. vom Institut für Zeitgeschichte), Oldenbourg, München 2014.
  • Johannes Tröger: Kulturkritik und Utopie. Das Denken rechter katholischer Intellektueller in Deutschland und Großbritannien 1918-1939, Ferdinand Schöningh, Paderborn 2016.
  • Martin Wroblewski: Moralische Eroberungen als Instrumente der Diplomatie. Die Informations- und Pressepolitik des Auswärtigen Amts 1902-1914, (=Internationale Beziehungen. Theorie und Geschichte, Bd. 12) Bonn University Press, Göttingen 2016.
  • Stefan Brüggemann: Felix von Eckardt als politischer Kommunikator, Druckerei Eberwein OHG, 2016.
  • Andreas Rademachers: Absolution und Neubeginn. Katholische Kirche und Entnazifizierung in der Kölner Kirchenprovinz, Sierke, Göttingen 2017.
  • Andreas Jüngling: Alternative Außenpolitik. Der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund der DDR und Franco-Spanien (1947-1975), Verlag Dreiviertelhaus GbR, Berlin 2017.
  • Christian Lüdtke: Hans Delbrück und Weimar. Für eine konservative Republik - gegen Kriegsschuldlüge und Dolchstoßlegende (= Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 99), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2018.
  • Victor Mauer: Brückenbauer. Großbritannien, die deutsche Frage und die Blockade Berlins 1948-1949 (= Veröffentlichungen des Deutschen Historischen Instituts London, Bd. 80), De Gruyter Oldenbourg, Berlin/Boston 2018.
  • Benedikt Wintgens: Treibhaus Bonn. Die politische Kulturgeschichte eines Romans (= Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, Bd. 178), Droste Verlag, Düsseldorf 2019.
  • Sabine Deutzmann: Die britische Iranpolitik 1945-1954. Zur Rolle der britischen Botschaft in Teheran (= Politik und Geschichte, Bd. 9), LIT Verlag, Berlin u. a. 2019.
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