Lehrveranstaltungen

Lehrveranstaltungen der Alten Geschichte

Lehrveranstaltungen im Wintersemester 2022/23

  • Winfried Schmitz: Griechenland in archaischer Zeit (8.–6. Jh. v. Chr.)

    Das antike Griechenland erlebte in der Archaik zahlreiche Umbrüche und wichtige Weichenstellungen für die folgenden Jahrhunderte. Mit den Epen Homers und Hesiods setzt nach der Zäsur des Untergangs der mykenischen Welt Schriftlichkeit wieder ein. Innere Konflikte und wirtschaftliche Probleme bringen viele Städte an den Rand von Bürgerkriegen. Die sog. große griechische Kolonisation, die Gesetzgebung und auch die Entstehung von Tyrannenherrschaften sind Folgen dieser Konflikte und boten zum Teil Lösungen. Dominiert wurden die griechischen Städten meist von aristokratisch geprägten Herrschaftsformen. Doch die mangelnde Fähigkeit, stabile und allgemein akzeptierte politische Verhältnisse zu sichern, führte dazu, dass nach und nach politische Entscheidungen auf das Volk verlagert wurden und der Weg zu demokratischen Politischen Ordnungen geebnet wurde.
  • Jan Timmer: Römische Sozialgeschichte

    Wollte Cicero im 1. Jahrhundert v.Chr. die römische Gesellschaft in ihrer Gesamtheit beschreiben, dann listete er in der Regel eine Reihe von sozialen Gruppen auf. „Alle Stände und Altersklassen“ ist bei ihm dabei die gebräuchlichste zusammenfassende Formulierung. Die römische Gesellschaft war unterteilt in ordines (den ordo senatorius, den ordo equester, die ordines decurionum), nach Rechtstatus (in ingenui, liberti und servi), nach Alter (in iuniores bis 45 und seniores ab 46 aufwärts) usw. Die Vorlesung behandelt die Entstehung und die Entwicklung der ordines, das Verhältnis von Altersgruppen und Geschlechtern sowie die mit der jeweiligen sozialen Klasse verbundenen Lebensbedingungen und Lebensweisen.
  • Jan Timmer: Einführung in die Alte Geschichte

    Die Orientierungsveranstaltung soll erste Überblickskenntnisse zur Geschichte der antiken Welt vermitteln sowie in Grundprobleme, Methoden und Ziele der Alten Geschichte einführen. Vorgestellt werden dazu die wichtigsten Werke der antiken Literatur, die begleitend zur Vorlesung in Auszügen gelesen werden. Die Vorlesung wird von einer Klausur abgeschlossen.
  • Forschungsprobleme der Alten Geschichte

    Das Kolloqium der Alten Geschichte findet Dienstags von 18-20 Uhr statt.
  • Winfried Schmitz: Bundesstaaten und Staatenbünde im antiken Griechenland

    Das antike Griechenland ist durch zahlreiche unabhängige Stadtstaaten geprägt. Es gab daneben aber auch sog. Stammstaaten, die im Laufe der klassischen Zeit föderale politische Ordnungen ausbildeten, bei denen die zugehörigen Städte an den übergeordneten Institutionen teilhatten. In hellenistischer Zeit erlangten die in Mittelgriechenland und auf der Peloponnes bestehenden Bundesstaaten große Bedeutung und erwiesen sich in außenpolitischer Hinsicht der klassischen Polis überlegen. Im Hauptseminar sollen die Anfänge dieser Organisationsformen, ihre Entwicklung in klassischer und hellenistischer Zeit und ihre politische Ausformung untersucht werden. Manche dieser Bundesstaaten gewannen für die moderne Staatlichkeit Vorbildcharakter.
  • Jan Timmer: Autorität und Autoritäten

    Fragt man nach Faktoren, durch die Menschen dazu gebracht werden können, etwas zu tun, was ihren Interessen zuwiderläuft, dann werden häufig zunächst die Androhung physischer Gewalt (bzw. vergleichbare Sanktionen) oder die Möglichkeit, Belohnungen in Aussicht zu stellen, genannt. In der Veranstaltung soll mit „Autorität“ eine dritte Erscheinungsform von Macht im Mittelpunkt stehen. Dabei wird Autorität als eine Fähigkeit verstanden, den eigenen Willen durchzusetzen, die auf dem Vertrauen von alter beruht, daß ego in der aktuellen Situation weiß, was zu tun ist. Untersucht werden sollen Grundlagen von Vertrauenswürdigkeit, die Strategien, mit denen versucht wurde, diese zu stabilisieren bzw. reproduzieren, und die Folgen von Vertrauensverlusten anhand von Beispielen aus Familie, Religion, Wissenschaft und Politik.
  • Andreas Blasius: „Wo eine Königin das Fürchten lehrte“ – Britannien als Provinz im Römischen Reich

    Als Caesar in den Jahren 55 und 54 v.u.Z. britannischen Boden betrat, war er nicht gekommen, um zu bleiben, sondern eher wohl, um in Rom als Eroberer fernster Welten Eindruck zu machen. So blieb es dann Kaiser Claudius vorbehalten, sich im Jahr 43 u.Z., also über 90 Jahre nach Caesar, der Insel zu bemächtigen. Dem angeblichen Hilferuf eines dortigen Fürsten folgend, hatte der Kaiser, der so dringend Heldentaten brauchte, keine Absicht, wieder zu gehen. Mit großem Eifer wurden alte zentrale Orte wie Camulodunum (Colchester) okkupiert oder neue wie Londinium zu römischen Städten ausgebaut sowie das Land zunehmend durch Soldaten und Händler für Rom eingenommen. Mitten in diese trügerische Sicherheit hinein ‚drohte‘ jedoch plötzlich – wenn auch nicht ohne Grund – die Icener-Fürstin Boudicca im Jahr 61 u.Z. dem römischen Spuk mit großer militärischer Wucht bereits wieder ein Ende zu bereiten, und in der Tat scheint während des ganzen Bestehens der römischen Provinz Britannia bis in die frühen Jahrzehnte des 5. Jahrhunderts hinein, die alteingesessene Bevölkerung mit der römischen Vereinnahmung gefremdelt zu haben, dies eher passiv hinter Hadrians- und Antoninuswall an der Nordgrenze Englands und umso aktiver und aggressiver jenseits der Wälle im ‚freien‘ Schottland.
    Doch stimmt dieses holzschnittartige Szenario wirklich? Hier will der Kurs eine Bestandsaufnahme versuchen und mögliche Antworten erarbeiten. Dazu dienen sowohl die historisch-literarischen Quellen, die nicht zuletzt in Tacitus‘ Agricola eine weit über die Grenzen der britannischen Geschichte hinausweisende Diskussion anstoßen können, als auch die inschriftlichen und anderen archäologischen Hinterlassenschaften in Architektur, Kunst, Alltag und gerade auch Religion. Wie römisch war Britannien, sollte und wollte es sein – und am Ende bleiben?
  • Lennart Gilhaus: Die Welten der homerischen Epen

    Die homerischen Epen beschreiben eine mythische Welt voller Heroen und Götter, aber in ihnen spiegeln sich auch die Lebenswelten der früharchaischen Zeit wider, als die Werke verfasst wurden. Im Proseminar sollen die beiden Werke, die von dem Zorn des Achilles während des trojanischen Krieges und der langwierigen Heimkehr des Odysseus nach dem Krieg handeln, gemeinsam analysiert werden, um vor dem Hintergrund der althistorischen Debatten um die Epen Rückschlüsse auf die Funktionsweise der „homerischen Gesellschaften“ zu ziehen. Dabei werden auch archäologische Befunde sowie die Diskussionen um die Ausgrabungen in Troia selbst miteinbezogen. Das Proseminar will so einen Überblick über die grundlegenden Quellen und Methoden der Alten Geschichte bieten.
  • Sven Martini: Auswahl der Besten? – Die Adoptivkaiser

    „Wenn jemand aufgefordert werden sollte, die Periode in der Weltgeschichte anzugeben, während welcher die Lage des Menschengeschlechts die beste und glücklichste war, o würde er ohne Zögern diejenige nennen, welche zischen dem Tod des Domitian und der Thronbesteigung des Commodus verfloss.“
    Mit diesen Worten beschreibt der britische Historiker Edward Gibbon (1737-1794) in seinem Werk „The History of the Decline and Fall of the Roman Empire“ die Geschichte des Römischen Reiches von 96 bis 180 n. Chr.
    Das Proseminar thematisiert die Herrschaft von sechs Kaisern, die größte Ausdehnung des römischen Reiches unter Trajan im Jahr 117, mehrere Feldzüge in unterschiedlichen Regionen des Reiches, die Errichtung noch existenter Baudenkmäler und mit Marc Aurel einen der bekanntesten römischen Herrscher neben Augustus und Konstantin.
    Anhand verschiedener Quellengattungen soll diese ereignisreiche Phase der römischen Geschichte untersucht werden, um so die Arbeitstechniken und Methoden der Alten Geschichte zu erlernen.
    Voraussetzung für das erfolgreiche Bestehen der Veranstaltung sind regelmäßige Beteiligung, Vor- und Nachbereitung der Sitzungen in Form von Hausaufgaben, Referate, sowie die Abgabe einer ersten Hausarbeit zum Ende des Semesters. Die Lektüre englischsprachiger Texte wird vorausgesetzt.
  • Winfried Schmitz: Die Entstehung der attischen Demokratie

    Im 5. Jh. v. Chr. machten die Athener das Politische zu ihrer eigenen Sache. Die Tyrannis war gestürzt worden. Aus dem Kampf zwischen Adeligen um gleiche Chancen war eine Demokratie entstanden, die erste Demokratie in der Geschichte. Die Ausübung politischer Macht wurde nur auf begrenzte Zeit zugestanden und durch die Pflicht zur Rechenschaft kontrolliert. Im Proseminar soll die Genese der attischen Demokratie behandelt und nach den historischen Voraussetzungen gefragt werden. Auch sollen die politischen Institutionen und Verfahren vorgestellt werden.
  • Jan Timmer: Von Aischylos bis Menander. Das Drama im klassischen Griechenland

    Unser Bild des klassischen Athens ist wesentlich durch die historischen Schriften des Herodot und des Thukydides geprägt. Daneben stehen eine Reihe von Dramen: Die Tragödien des Aischylos, Sophokles und Euripides sind dabei nicht allein bis heute immer wieder aufgeführte Thematisierungen menschlicher Grunderfahrungen wie Hybris, Schuld oder Sühne, sondern sie sind ebenso, auch wenn sie in der Regel in einer mythischen Vergangenheit spielen, eine wichtige Quelle zur Sozial- und Kulturgeschichte. Gleiches gilt auch für die Komödien des Aristophanes und des Menander, in denen mit beißendem Spott aktuelle Mißstände angeprangert und häusliche Konflikte beschrieben wurden. In der Veranstaltung sollen ausgewählte Tragödien und Komödien des 5. Jahrhunderts v.Chr. gelesen und interpretiert werden.
  • Christian Weigel: Lieber ungerechten Frieden als gerechten Krieg? – Antike Blickwinkel auf bewaffnete Konflikte

    „Der Krieg ist der Vater aller Dinge“ (Heraklit), auch wenn im „Krieg die Kinder von ihren Vätern begraben“ (Herodot) werden. Und weil „schlimmer als Krieg allein die Furcht vor Krieg“ (Seneca) ist: „wer Frieden wünscht, bereitet Krieg vor“ (Vegetius). Die Antike ist eine Goldgrube für Expert*innen, die sich aktuell am Diskurs zum Ukrainekrieg beteiligen wollen und dabei mit einem schmissigen Zitat eine Traditionslinie nach Rom und Griechenland schlagen wollen. Krieg bekommt in der Moderne dabei gerne eine Kategorisierung hinzugefügt, die bereits Teil einer Bewertung und Einordnung sein kann: Kollektives Gewalthandeln kann völkerrechtswidrig sein, präventiv, Angriffs- oder Verteidigungskrieg, manchmal wird er von Bürgern untereinander geführt, als heilig ist er etwas aus der Mode gekommen, lange Zeit war er kalt, weshalb er von Stellvertretern geführt werden musste. Zuletzt war er oft „asymmetrisch“.
    Die Leitfrage des Proseminars ist, ob und auf welche Weise auch in Griechenland und Rom kollektives Gewalthandeln bereits kategorisiert und gerechtfertigt werden musste. Gab es Vorstellungen von „guten“ und „schlechten“, „gerechten“ und „ungerechten“ Kriegen? Vielen antiken Zeitgenossen solcherart handfester politischer Geschichte war bewusst, dass Krieg neben der erhofften Siegprämie in Form von Beute, Interessendurchsetzung oder schlicht Prestige für beteiligte Gemeinwesen auch negative Folgen haben konnte: Direkt oder indirekt verringerte Lebenserwartung und eine starke Einschränkung des wirtschaftlichen Lebens bis zum Verlust der Lebensgrundlage bei Belagerung von Städten oder Vernichtung von Ernten. Unterscheiden sich dabei die griechische und römische Kultur in ihrem Diskurs? Gab es in der griechischen und römischen Gesellschaft dabei Konjunkturen, wie über Krieg geschrieben wurde? Gab es Phasen der Kriegsmüdigkeit, der verstärkten Friedensrhetorik? Und lassen sich Kipppunkte identifizieren, an denen sich Diskurse in einem antiken Gemeinwesen fundamental ändern?
    Im Rahmen fragegeleiteter kritischer Quellenlektüre (in Übersetzung) sollen im Proseminar Methoden der Geschichtswissenschaft vorgestellt und in gemeinsamer Diskussion angewendet und eingeübt werden.
  • Christian Weigel: Von Krise zu Krise? Die römische Republik von den Gracchen bis Sulla

    Ein Gemeinwesen, das mit den Strukturen eines Stadtstaates innerhalb von knapp zwei Jahrhunderten zur Weltmacht wurde und dabei eine enorme Ausweitung seiner Kontrolle über Territorien und die darin lebenden Menschen erfuhr, hatte wenig Grund, an seinem politischen und gesellschaftlichen Erfolgsmodell zu zweifeln. Im Verlauf des 2. Jh. v. Chr. zeigten sich aber zunehmend Rückwirkungen dieser spektakulären Erfolge Roms auf verschiedene gesellschaftliche Felder: Eine zunehmende Landkonzentration in den Händen einer Oberschicht, die darüber stärker materiell konkurrierte, beschleunigte die Landflucht und Entstehung einer städtischen Unterschicht. Immer weiter entfernt operierende Kommandeure erhielten Möglichkeiten zur Bereicherung in vorher nicht gekanntem Umfang unter Einsatz eines Milizheeres, das den Herausforderungen bei allen Erfolgen zunehmend nicht mehr gewachsen war.
    Das Proseminar nimmt für die Entwicklung Roms in die gerne und wirkmächtig diskutierte „Krise ohne Alternative“ der späten römischen Republik den Zeitraum zwischen dem Volkstribunat des Tiberius Gracchus 133 v. Chr. und den Reformen des Dictators Sulla bis 79 v. Chr. in den Blick. Im Rahmen fragegeleiteter kritischer Quellenlektüre (in Übersetzung sollen dabei Methoden der Geschichtswissenschaft vorgestellt und in gemeinsamer Diskussion angewendet und eingeübt werden.

- im Wintersemester 2022/23 werden keine Übungen im Epochenmodul angeboten -

  • Maja Baum: Exfrauen, Plagegeister und Herzschmerz. Das römische Familienleben (1. Jh. v.Chr.- 2 Jh. n.Chr.)

    In der Übung soll herausgearbeitet werden, wie sich das römische Familienleben vom Übergang der Republik in das Prinzipat gestaltete und wandelte. Im Gegensatz zur klassischen Kernfamilie, bestand die familia damals nicht nur aus den Eltern und den biologischen Kindern, sondern noch vielen weiteren Mitgliedern. So gehörten etwa auch Sklaven und Freigelassene dazu.Behandelt werden eine Bandbreite an Thematiken aus dem römischen Alltag, wie Hochzeit, Ehe, Erziehung, der Rolle der Frau, Tod und Ahnenkult. Auch komplexere Themen, wie etwa die Trauer im Falle des häufigen Kindstodes oder etwa die Rechtsstellung des Familienvaters, welcher das Recht zur Tötung der eigenen Kinder besaß, werden untersucht.
    Mittels Quellen unterschiedlicher Gattungen soll erlernt werden, welche Rollen und Erwartungen das Zusammenleben in Rom und in den Provinzen bestimmten. Es werden literarische Zeugnisse, etwa Briefe und Rechtstexte, herangezogen, sowie Inschriften und archäologisches Material.Studienleistung werden in Form von Referaten, Sitzungsprotokollen, schriftliche Aufgaben erbracht.Für Studierende des Moduls „Profile der Geschichtswissenschaft II“ wird eine Exkursion angeboten, deren Teilnahme verpflichtend ist.
  • Lennart Gilhaus: Archäologie und Geschichte des städtischen Lebens im antiken Nordafrika  (zusammen mit Dennis Beck, Institut für Archäologie und Kulturanthropologie)

    Nordafrika gehörte zu den zentralen Regionen des antiken Mittelmeerraums. Neben den frühen phönizischen und punischen Gründungen an den Küsten, unter denen Karthago eine besondere Ausnahmestellung einnahm, entstanden im ersten vorchristlichen Jahrtausend verschiedene Formen des städtischen Zusammenlebens ebenso in einigen Bereichen des Inlandes. Eine weitere urbane Expansion lässt sich in der römischen Kaiserzeit feststellen, aber auch in der Spätantike, unter den vandalischen Königen und im byzantinischen Exarchat von Africa bildeten die Städte – wenn auch in deutlich veränderter Zahl, Form und Funktion – das Rückgrat der Verwaltung und Herrschaft.
    Die Vielfalt und Breite der städtischen Kulturen im antiken Nordafrika von ihren Anfängen bis zur Islamischen Expansion sollen im Mittelpunkt der Übung stehen. Neben archäologischen Zeugnissen sollen gleichermaßen die epigraphischen und literarischen Quellen analysiert werden, um schlaglichtartig die Entwicklungen von Urbanität in dieser Region nachzureichen. Die Übung richtet sich daher gleichermaßen an Studierende der Archäologien und der Geschichtswissenschaft.
  • James Harland: Between Toledo and Constantinople: The Visigoths on the Mediterranean, 507­–711 AD

    The Visigothic (i.e. ‘Western Gothic’) kingdom of Toledo, which, came into being on the Iberian peninsula in the aftermath of the collapse of Roman rule in the West, had a drastic and lasting impact on Iberian society and identity well into the early middle ages (and indeed beyond). This seminar charts the complex historical  journey the Goths took from being the early fifth-century shock troops of Roman civil wars and sackers of Rome in 410, to forging new kingdoms, first on the Bay of Biscay, then later (after 507) in Roman Spain. This latter kingdom drew both on precedents from the Roman past, new innovations uniquely contemporary, and the heavy influence of the contemporary Roman East, which was itself in sixth century undergoing drastic and significant social transformation. This trend was epitomised by a dramatic moment of religious conversion, in the aftermath of a Gothic civil war in the late sixth century. The seventh century saw religious disputes and persecution as well as internal state consolidation go hand-in-hand with military expansion and internecine factional conflict over control of the throne, before the kingdom’s destruction and conquest in 711 at the hands of the Umayyad Caliphate, who brought to their newly conquered province, which they named al-Andalus, a new religion: Islam.
    We will consider historiographical debates over such issues as the processes of the kingdom’s formation and consolidation; its relative political stability or instability at different phases; the disputed nature of the kingdom’s ethnic and religious identity and its interrelation with ‘national’ identity; its mechanisms of ideological control, ranging from legislation, religious councils, ceremonial ritual and iconography. We will examine the relationship of this nascent new kingdom with the Eastern Roman Empire and its court at Constantinople, and consider the role which ideas of Romanness, some old, some rather more contemporary, played in the newly emergent mechanisms of Visigothic rulership. The forms of evidence we will consider will range from histories to chronicles and church councils, to coinage, funerary, urban church archaeology, and from numismatics to epigraphy and legal history. Willingness to engage with sources in Latin (and, rarely, Greek) is encouraged but translation in English and German will be provided.
  • Rüdiger Kinsky: Zu Alexander III. von Makedonien, genannt ‚der Große‘

    Maßlos übertreibt, wer - in leichter Abwandlung der Benn-Exaggeration, Nietzsche sei „das größte Ausstrahlungsphänomen der Geistesgeschichte“ - Alexander den Großen „das größte Ausstrahlungsphänomen der Weltgeschichte“ nennt. Im Rahmen des Tolerablen dagegen bleibt, wer, auch wenn er semantische Redundanz dabei nicht scheut, das „Alexanderphänomen“ (Gerhard Wirth) ein historisches „Ausstrahlungsphänomen“ mit ‚phänomenaler‘ Radiationsweite und -breite nennt. Sie ist in der Tat ‚phänomenal‘ und strahlt deshalb so weit und so breit aus, weil da etwas passiert ist, das speziell Alexanderforschern nach wie vor viel Kummer und eine Menge Stress bereitet, dass nämlich Alexander „has become divorced from history and elevated into a symbol (Brian Bosworth). Diese Erhebung zum funktional ausdrucksoffenen, mithin für alles Mögliche verwendbaren Symbol resultiert aus jener im Mythisierungsmodus betriebenen Enthistorisierung des ‚realen‘ Alexander und seiner ‚Taten‘, die - vom hochgradig auratisierungs- und autoänigmatisierungsaffinen, ja -obsessiven Makedonenkönig initiiert und promoviert - schon in der Antike derart erfolgreich war, dass selbst intellektuell arg karg ausgestatteten Gemütern anleitungsfrei unschwer fasslich wird, weshalb die fact-fiction-Scheidung die Alexanderforschung in Atem hält, solange sie existiert, also seit rund 250 Jahren. Was ihr aber - aufklärungsbedingt durch den Willen zur fact-fiction-Scheidung und Rehistorisierung der Alexandergeschichte überhaupt erst ins Leben getreten - a fortiori mächtig zu schaffen macht und Dauerstress beschert, ist der Umstand, in rebus historiae Alexandri Magni auf ein Quellenmaterial angewiesen zu sein, das selbst da, wo es das ‚reale‘ Geschehen evident dokumentiert, allzu viel im Unklaren lässt und daher dem, der die Arbeit an diesem Material szientifisch zu verrichten für epistemisch ergiebig hält, sich mithin von diesem modus operandi die Erzielung von Erkenntnisfortschritten und Wissenszuwächsen verspricht, aufnötigt, das epistemologisch als, freundlich formuliert, nicht eben ‚zielführend‘ geltende Verfahren des Mutmaßens auf Permanenz zu stellen. Sollte man darum nicht besser seine Forscherfinger vom „Alexanderphänomen“ lassen? Nein! Aber warum sollte man sie an ihm sich betätigen lassen? Die Übung wird diese Frage via Thematisierung einiger Problem-Evergreens sowie einiger aktueller Problem-Hits der Alexanderforschung und nicht zuletzt auch die sehr knifflige zu beantworten suchen, wie es dazu gekommen ist, dass Alexander auf den Teller gekommen ist, und was dieser schmack-, zumindest nahrhafte Spätling der Alexanderrezeption, der an Schnetzelfleisch überreiche „Alexanderteller“, den es „beim Griechen“ gibt, einem eigentlich sagen will.
  • Jonas Klein: „ich, der ich mit Zustimmung der Allgemeinheit zur höchsten Gewalt gelangt war“ – Augustus und die Entstehung des Prinzipats

    Wenige Namen sind über Jahrhunderte- und tausende so allgemein bekannt geblieben, wie jener den C. Octavius 27 v. Chr. annahm: Augustus. Über 2000 Jahre nach dem Tod seines Trägers ist er eingegraben in den europäischen Alltag, angefangen bei seiner Rolle im Weihnachtsevangelium bis zu seiner Eigenschaft als Namensgeber des achten Kalendermonats.
    Als maßgeblicher Akteur einer tiefgreifenden, politischen Transformationsphase, die Rom und sein Reich auf Jahrhunderte hinaus prägte, stellt Augustus, trotz der uferlosen Menge an Veröffentlichungen zu seiner Person und Herrschaft, nach wie vor einen reizvollen Forschungsgegenstand dar.
    Diese Übung zielt dabei auf dreierlei: Ein Lebensbild des Augustus als Akteur im Geflecht der strukturellen Grundlagen seiner Zeit zu zeichnen. Die literarischen Quellen zur Person des Augustus dahingehend zu befragen, welche die wesentlichen Strukturmerkmale personenbezogenen, historischen Erzählens in der Antike gewesen sind. Sowie schließlich die Rezeptionsprozesse nachzuvollziehen, die sich in unterschiedlichsten Gesellschaftsbereichen späterer Epochen an das Leben des Augustus geknüpft haben.
  • Tino Shahin: Investitur, Triumph und Kulthandlung: Sasanidische Felsbilder und Inschriften

    Forschungsfragen zu den Sasaniden sind häufig mit zwei Herausforderungen verbunden. Erstens kann eine auf Griechenland und Rom konzentrierte altertumswissenschaftliche Ausbildung dazu verleiten, die Geschichte des neupersischen Reiches auf die römisch-sasanidischen Kriege zu reduzieren. Zweitens ist in den meisten persischen Quellen durch den Fokus auf den Großkönig eine personenzentrierte Perspektive angelegt. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, nehmen die Studierenden im Rahmen der Übung die Verhältnisse der frühen Sasanidenzeit in den Blick (3. bis 4. Jh.). Sie reflektieren bei der Untersuchung ausgewählter epigraphischer Zeugnisse und Felsbilder die Zentrierung auf den Großkönig und fragen nach der Rolle der anderen Akteure, die in Zusammenhang mit der Investitur, dem Triumph und den Kulthandlungen des Herrschers erwähnt bzw. sichtbar werden. Für die Untersuchung eignen sich neben den Inschriften von Šapur I. (240-270) an der Kaʿbe-ye Zardošt und Narseh (293-302) in Paikuli beispielsweise die Investitur-Reliefs von Ardašir (224-240) in Firuzabad und Naqš-e Rajab. Die Studierenden arbeiten auf der Grundlage von Abbildungen der Felsbilder und Übersetzungen der Inschriften. Am Ende des Semesters werden sie ihre analytischen Fähigkeiten geschärft und ihr Grundlagenwissen zur Spätantike erweitert haben.
     

Lehrveranstaltungen vergangener Semester

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