Historia Mówiona

‚Oral history‘ als geschichtswissenschaftliche Methode, die Zeitzeug*innen zu bestimmten Ereignissen befragt, hat gewiss Konjunktur und eignet sich für verschiedene mentalitäts- und alltagsgeschichtliche Fragstellungen. Anfänglich aufgrund ihrer vermeintlichen Subjektivität kritisiert, hebt die moderne Forschung der Neueren und Neusten Geschichte die Vorzüge der Methode hervor.
Das Museum der Geschichte der polnischen Juden (kurz: POLIN) verfügt über eine vielfältige Sammlung solcher Zeitzeugeninterviews. Im Hauptmenü des virtuellen Museums kann zwischen den verschiedensten Themen gewählt werden: Neben den erwähnten Zeitzeugeninterviews, erhalten Nutzer*innen spannende Einblicke in städtehistorische oder genealogische Themen. Auch Bildmaterial steht zur Verfügung. Der Name des Museums lässt bereits erahnen, dass die Geschichte der polnischen Juden im Mittelpunkt des digitalen Vorhabens steht. Auf der Internetseite des Museums finden sich unter der Rubrik ‚Oral History‘ thematisch unterschiedliche Zeitzeugeninterviews in alphabetischer Reihenfolge, die in audiovisueller Form abrufbar sind.
Die umfangreiche Sammlung von über 1.000 mündlichen Erzählungen umfasst etwa 50 Jahre der polnischen Geschichte, also die Zeit des Zweiten Weltkrieges, die damit einhergegangene Periode der deutschen bzw. sowjetischen Besatzung, die unmittelbare Nachkriegszeit, die Ära des Staatssozialismus in Polen und die anschließende Epoche des politischen Umbruchs dar. Die Interviews sind zumeist in polnischer Sprache überliefert.
Auch ein Blick auf den YouTube-Kanal des Museums lohnt sich, da man gleichermaßen Zugriff auf das vorhandene Videomaterial erhält. Gerade in diesen Tagen, in denen der Aufstand im Warschauer Ghetto genau 80 Jahre her ist, sei ein Reinhören und Recherchieren hier empfohlen.

Autor*in: Jannis Karst

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