The Proceedings of the Old Bailey 1674-1913

Wenige Monate nach der Erstaufführung der Komödie “The Importance of Being Earnest” stand Oscar Wilde (1854-1900) den Richtern des Old Bailey, des Zentralen Strafgerichtshofs in London, gegenüber. Nach fünf Prozesstagen fiel das Urteil am 25. Mai 1895: “OSCAR FINGAL O'FFLAHARTIE [sic!] WILLS WILDE (40) and ALFRED WATERHOUSE SOMERSET TAYLOR (33) were indicted for unlawfully committing acts of gross indecency with certain male persons. […] [B]oth the defendants were sentenced to Two Years’ Hard Labour.”

Das Verfahren gegen Wilde ist nur einer der fast 198000 Strafprozesse, die auf der Datenbank „The Proceedings of the Old Bailey, 1674-1913” eingesehen werden können. Die Edition entstand als gemeinsames Projekt der University of Hertfordshire, der The University of Sheffield und der The Open University und bietet einen faszinierenden Einblick in den Alltag der nicht-adligen Bevölkerung Englands zwischen 1674 und 1913. Die Verfahren des Old Bailey geben Auskunft über den Namen und das Alter der Angeklagten, ferner über die Ursache und das Urteil des Prozesses. Manche schildern auch die Rahmenbedingungen des Vergehens und den Ablauf der Anklage und zitieren die abgehaltenen Vernehmungen. Die ebenfalls einsehbaren „Ordinary of Newgate’s Accounts“ umfassen detaillierte biographische Angaben über Verurteilte zwischen 1676 und 1772. Für jedes Verfahren steht ein Digitalisat der Quelle bereit.

Neben der Schlagwortsuche und der erweiterten Suchfunktion, verfügt die Datenbank über themenspezifische Suchoptionen, bspw. für Personen oder nach Datum, sowie über eine statistikgenerierende Seite. Die Rubrik „Historical Background“ enthält Informationen zum Old Bailey, den Verfahren, der Kriminalität oder der Gesellschaft in London. Unter „Research and Study Guides“ finden Nutzer Hinweise zur Orientierung innerhalb der Datenbank, während das Glossar historische Begriffe aus den Inhalten der Verfahren erläutert.

Autor*in: S. David