Zeichen. Untersuchungen zur Genese hochmittelalterlicher Mentalitäten

Forschungsprojekt von Prof. Dr. Manfred Groten

Im Laufe des 11. Jahrhunderts erfuhr die frühmittelalterliche Welt eine tief greifende Verwandlung, aus der letzten Endes die Neuzeit hervorgegangen ist. Die europäische Kultur erhielt in diesem Transformationsprozess ihre entscheidende Prägung.

Der Zeitraum von der Mitte des 11. bis zum Ende des 12. Jahrhunderts ist von der Geschichtswissenschaft als eine Epoche grundlegender Veränderungen gekennzeichnet worden. In der deutschen Geschichte wurde lange der Investiturstreit als auslösendes Moment für den Wandel in vielen Lebensbereichen betrachtet. Robert Ian Moore hat den Zeitraum von etwa 970 bis 1215 als Epoche der „ersten europäischen Revolution“ charakterisiert. Peter Dinzelbacher bewertete die Zäsur des 12. Jahrhunderts als „mentalitätsgeschichtlich bedeutsamsten Bruch vor der Aufklärung“.

Der Mentalitätswandel ist bisher im Wesentlichen als Elitenphänomen wahrgenommen worden, das sich am klarsten an der Entwicklung der scholastischen Wissenschaften beobachten lässt. Die Frage, in welchem Ausmaß der Wandel die gesamte Gesellschaft erfasst hat, ist noch nicht gestellt worden. Wenn der Mentalitätswandel aber die von Dinzelbacher unterstellte Zäsur bewirkt haben soll, muss er, wenn auch in unterschiedlicher Intensität, in allen Lebensbereichen in Erscheinung getreten sein. Das zentrale Anliegen des Projekts ist es, die Dimensionen des Mentalitätswandels im 12. Jahrhundert auszuloten.

Brakteat Heinrich d. Löwe, Objektnummer 18204993, Münzkabinett Berlin.png
© Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin

Die Quellengrundlage für ein solches Unterfangen muss allerdings erst freigelegt werden. Die von geistlichen Autoren produzierten schriftlichen Quellen können dafür nur Belege aus zweiter Hand liefern. Es gibt jedoch eine Quellengattung, die in vollem Umfang noch nie Gegenstand der Forschung gewesen ist, die aber für unsere Fragestellung aussagekräftiges Material in Hülle und Fülle bietet. Es handelt sich um Zeichen verschiedener Art. Dass im 12. Jahrhundert neue Zeichen und Zeichensysteme auftreten, ist an und für sich keine neue Erkenntnis. Das bekannteste Zeichensystem ist zweifellos das der Wappen, die Heraldik, die bisher allerdings vorwiegend isoliert betrachtet worden ist. Das Wappen ist aber nur ein Beispiel für eine Vielzahl von Zeichen, die im Hochmittelalter in Erscheinung treten. Das Phänomen als Ganzes ist noch nicht erforscht und in seinen kulturellen Zusammenhang eingeordnet worden.

Bildnachweis: Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin, Objektnummer 18204993, URL: https://ikmk.smb.museum/object?lang=de&id=18204993.

Weitere Forschungen zur Rheinischen Landesgeschichte

Die Geschichte des Instituts

Eine digitale Ausstellung

Kleine Welten

Forschungsprojekt in der TRA 5

Mehr erfahren

Nordrheinisches Klosterbuch

Grundlagenprojekt zur rheinischen Klosterkultur

Wird geladen