Viabundus

„Die Route wird berechnet“. Ein Klick, und wir wissen heutzutage, wie wir am schnellsten an unser Reiseziel gelangen. Davon konnten europäische Reisende um 1500 herum nur träumen: Selbst die nächstgelegene Stadt nahm zu Pferd oft ganze Tage in Anspruch, und die Route musste sorgfältig geplant werden.

Ein Gefühl für die Dimensionen von damals stellt das Projekt Viabundus her – mit einer Art Google-Maps des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit. Die Online-Straßenkarte verzeichnet etwa tausend Siedlungen in Nordeuropa, zwischen denen sich jeweils für ein festgesetztes Jahr zwischen 1350 und 1650 Routen planen lassen. Zusätzlich zur Dauer der Reise werden die Orte angezeigt, die durchquert werden mussten, zu bezahlende Zölle und Fähren.

Außerdem bietet Viabundus Informationen über Siedlungen, Städte, Stapelmärkte, Landstraßen und Wasserwege; und stellt für den Wocheneinkauf sogar einen Jahrmarktkalendar zur Verfügung! Alle Daten sind frei zugänglich und lassen sich in verschiedenen Formaten herunterladen. 

Das Institut für Historische Landesforschung der Universität Göttingen hatte Viabundus ursprünglich als Digitalisierung des Hansischen Handelsstraßen-Atlasses von Friedrich Bruns und Hugo Weczerka (1962) konzipiert, mittlerweile geht es aber weit darüber hinaus. In internationalen Kooperationen mit verschiedenen Forschungsinstituten wird das Projekt laufend fortgeführt. Aktuell bearbeitet das fünfte Teilvorhaben "Viabundus Suomi" (2022-2025) die Straßen Finnlands - Updates werden über den projekteigenen Blog geteilt.

Ein Projekt also, das nicht nur großen Spaß macht und Erkundungstrieb weckt, sondern auch für geschichtswissenschaftliches Arbeiten, das insbesondere auf Bedingungen von Akteur*innen blickt, sehr nützlich ist.

Autor*in: M. Klinkenberg

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© Georg-August-Universität Göttingen
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© Georg-August-Universität Göttingen
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