Der Immerwährende Reichstag im Urteil der Reichspublizistik des 18. Jahrhunderts

 Andreas Post M.A.

Der Immerwährende Reichstag (1663–1806) des Heiligen Römischen Reiches hat in der Frühneuzeitforschung erst in den letzten Jahrzehnten größere Aufmerksamkeit und Wertschätzung gefunden. Seine Erforschung weist nach wie vor zahlreiche Defizite auf. Ein von den macht- und nationalstaatlichen Einflüssen in der Historiographie des 19. und weiter Teile des 20. Jahrhunderts jedoch noch unbelastetes, recht differenziertes Bild von Reich und Reichstag ist in der nach dem Westfälischen Frieden aufwachsenden Reichspublizistik – als wissenschaftlicher Reflexion über das sogenannte ius publicum Imperii, dessen Verfassung, Politik und des politischen Denkens – anzutreffen. Auf ihre reichhaltigen Produkte greift die heutige Reichstagsforschung immer wieder zurück, jedoch eher selektiv und häufig losgelöst von der ethisch-religiösen, wissenschaftlichen oder politischen Prägung der Verfasser und ihren Intentionen. Eine Gesamtschau auf das Bild des Reichstags in der Reichspublizistik fehlt bisher.
Ziel des Dissertationsvorhabens ist es, in einer systematischen Gesamtbetrachtung die Darstellungsweisen und Wertungen einflussreicher Reichspublizisten unterschiedlicher Couleur – quasi als Angehöriger einer zeitgenössischen ‚Deutungselite’ – zu den vielfältigen Aspekten des Immerwährenden Reichstags herauszuarbeiten; durch deren Gegenüberstellung soll das vielschichtige Spektrum durchaus uneinheitlicher Auffassungen zum Reichstag im Kontext der Reichsverfassung in ihrer jeweiligen Zeit- und Situationsgebundenheit zutage gefördert werden. Schlüsselfragen sind dabei: Wie beschreiben und beurteilen die Verfasser jeweils Rolle, Funktionen und politische Realität des Immerwährenden Reichstags? Welche wesentlichen Aspekte bleiben ausgespart? Wieweit sind ihre Auffassungen zum Reichstag durch bestimmte Blickwinkel geprägt? Wo liegen Gemeinsamkeiten und Differenzen und wie lassen sich diese begründen? Welche Folgerungen lassen sich aus der vergleichenden Analyse für die heutige Forschung ziehen? Insgesamt soll so ein Beitrag zum besseren Verstehen des Immerwährenden Reichstags in seiner Zeit geleistet werden.

Kontakt: andreaspost[at]uni-bonn.de
Betreuer: Prof. Dr. Michael Rohrschneider

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